• 14.03.2013 14:40

  • von Dieter Rencken aufgezeichnet

Perez: "Ich habe meine Hausaufgaben gemacht"

Sergio Perez fühlt sich für die Herausforderung McLaren gerüstet, beim Auto hat er aber Zweifel: Woran es dem MP4-28 noch fehlt und was in Melbourne das Ziel ist

(Motorsport-Total.com) - Der Wechsel zu McLaren bedeutete für Sergio Perez einen Kulturschock. Der ehemalige Sauber-Pilot musste sich an die Arbeitsweise und die Sitzposition im MP4-28 erst gewöhnen. Am Donnerstag vor dem Saisonauftakt sieht die Welt des mexikanischen Youngsters schon anders aus: Er fühlt sich bereit für das Abenteuer McLaren, doch der Bolide wirft nach den durchwachsenen Tests noch Fragen auf. Perez spricht in der Medienrunde über seine Erwartungen, die intensiven Saisonvorbereitungen, die Probleme mit dem Auto und seine bisherige Problemzone - das Qualifying.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez im McLaren-Look: Lange Haarpracht ist bei McLaren unerwünscht Zoom

Frage: "Sergio, glaubst du, dass du dieses Wochenende bereits um den ersten Sieg kämpfen kannst, oder ist es noch ein bisschen zu früh für das Auto?"
Sergio Perez: "Nun ja, ich denke, dass an diesem Wochenende niemand weiß, was passieren wird. Niemand weiß, wo er steht und was man erwarten darf, obwohl der Sieg das Ziel ist. Das wäre schön. Wir werden sehen. Ich weiß, dass dieses Team das Potenzial hat, zurückzukommen, damit wir ein sehr starkes Auto haben."

Frage: "Das Team hat sich WM-Punkte als Team gesetzt. Hast du mehr Hoffnung?"
Perez: Natürlich. Ich will gewinnen, aber wir müssen realistisch sein. Wenn wir ein Auto haben, mit dem wir in die Top 5 fahren können, dann müssen wir das Rennen in den Top 5 beenden."

Frage: "Wie weit seid ihr davon entfernt, das Potenzial dieses Autos zur Gänze zu nutzen?"
Perez: "Ich bin recht zuversichtlich. Ich glaube, dass ich gute Arbeit leisten kann, obwohl das Auto noch nicht dort ist, wo wir es haben wollen. Wir müssen noch am Auto arbeiten, um die maximale Performance abrufen zu können. Ich bin gespannt, wo ich stehe - speziell im Vergleich zu Jenson. Er wird an diesem Wochenende meine Referenz sein, denn bei den Tests ist schwer, das richtig einzuschätzen."

Frage: "Wo liegt das Problem am Auto?"
Perez: "Uns fehlt es an Abtrieb. Wir konzentrieren uns aber nur auf uns."

Kulturschock: Perez und die neue McLaren-Welt

Frage: " Du hast einen McLaren-Haarschnitt - kurze Haare. Dieses Team ist ganz anders als Sauber - es ist hier viel strenger, oder?"
Perez: "Nicht wirklich. Die Leute glauben, dass hier alles ganz streng und unterkühlt ist, aber es handelt sich um ein großartiges Team, um eine großartige Familie. Ich bin sehr glücklich, Teil dieser Familie zu sein. Natürlich ist das Team streng - es gibt ein paar Regeln, aber das gilt auch für alle anderen Teams. Sie unterstützen einen aber ständig."

"Natürlich ist das Team streng - es gibt ein paar Regeln, aber das gilt auch für alle anderen Teams." Sergio Perez

Frage: "Hast du viel mehr zu tun?"
Perez: "Oh ja. Ich habe deutlich mehr zu tun. Aber die Motivation ändert sich auch, sobald man erkennt, dass man um Siege und Titel kämpfen kann. Als Fahrer kümmert es einen nicht, wenn man mehr arbeiten muss, solange man in einem konkurrenzfähigen Team ist - dann ist es das wert."

Frage: "Inwiefern haben sich die Vorbereitungen dieses Jahr im Vergleich zu den zwei Sauber-Jahren verändert?"
Perez: "Die Vorbereitung selbst war unglaublich. Seit dem letzten Rennen in Sao Paulo gab es keine Pause. Ich fuhr für eine Woche nach Hause, und dann ging es nach Großbritannien in das McLaren Technology Center, um mich in allen Bereichen vorzubereiten: physisch, mental, auch technisch. Wenn ich zurückblicke, dann gibt es immer etwas, was man noch machen kann, aber die Vorbereitung mit dem Team gibt mir großes Selbstvertrauen und Mut für diese Saison. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Und ich habe gesehen, wie alle im Team ihr Letztes geben, damit wir gewinnen."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Australien


Frage: "Bist du, was deine Sitzposition und dein Gefühl im Auto angeht, schon bei 100 Prozent?"
Perez: "Ich kann nicht sagen, dass ich schon bei 100 Prozent bin. Das dauert vielleicht ein paar Rennen. Ich bin aber auf einem guten Niveau. Es gibt keine Garantien."

MP4-28 noch nicht ausgereift

Frage: "Dein Debüt hier in Australien vor zwei Jahren war fantastisch."
Perez: "Es ist nicht so lange her, obwohl es sich lange anfühlt. Ich erinnere mich genau an dieses Rennen - es war ein großartiges Debüt. Hoffentlich erlebe ich jetzt auch ein großartiges Debüt mit McLaren."

Frage: "Du magst die Strecke?
Perez: "Ja, die mag ich. Es ist eine der besten Strecken - hier zu fahren, ist immer aufregend."

Frage: "Zu Beginn der letzten Barcelona-Testwoche hast du gesagt, dass noch viel Arbeit bevorsteht. Am Ende hattet ihr zwei trockene Tage. Wieviele Punkte konntet ihr abhaken?"
Perez: "Wir haben recht viel geschafft. Die Herangehensweise hat sich aber nicht verändert: Wir sind nicht dort, wo wir sein wollen. Wir wissen, dass wir schneller sein können. Das muss uns klar sein. Das gesamte Team arbeitet auf Hochtouren, um das Auto bereit zu machen - das gilt aber für alle im Fahrerlager. Wir müssen Performance finden, um das Maximum aus dem Wochenende herauszuholen."

"Wir sind nicht dort, wo wir sein wollen. Wir wissen, dass wir schneller sein können." Sergio Perez

"Wir wissen derzeit nicht, welches Ergebnis möglich sein wird. Speziell wegen der wechselhaften Bedingungen, die vorausgesagt werden - am Samstag wird Regen erwartet. Alles kann passieren. Es wäre verrückt, euch zu sagen, wo wir stehen, denn wir wissen es nicht wirklich."

Frage: "Der neue Supersoft-Reifen ist neu. Er konnte in Barcelona wegen der Bedingungen kaum getestet werden. Du giltst als Pilot, der ein besonderes Gespür für die Reifen hat. Ein Vorteil für dich, da alle nur begrenzte Kenntnisse haben?"
Perez: "Ich weiß es nicht. Ich bin nicht sicher, ob wir Fahrer irgendetwas tun können, um den Reifen zu schonen. Wenn wir bei diesem Reifen eine ähnliche Charakteristik wie in Barcelona erkennen - mit so viel Abbau und Graining -, dann gibt es nichts, was du tun kannst. Der Reifen stirbt weg, und man muss damit leben. Es war sehr schwierig. Wir wissen nicht, ob sich die Bedingungen hier ändern - es ist etwas wärmer. Alles kann passieren."

Frage: "McLaren hat einen tollen Simulator. War es dein erstes Mal?"
Perez: "Ja. Der Simulator ist sehr gut. Es benötigt etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Allgemein denke ich, dass das für ein Team wichtig ist, und wir können darin einige Arbeiten verrichten. Das ist gut."

Frage: "Wie oft nutzt du ihn?"
Perez: "Wir nutzen ihn normalerweise vor und nach dem Rennen."

Perez trotz Sternstunde kein Sepang-Fan

Frage: "Nächste Woche steht Malaysia auf dem Programm. Du hast natürlich gute Erinnerungen an deinen zweiten Platz. Ist es schön, zu einem Rennen zurückzukehren, wo du so eine tolle Performance geliefert hast?"
Perez: "Ja, aber ich freue mich auf alle 19 Rennen mit McLaren. Ich habe bei allen Rennen eine Chance, zu gewinnen. Die Weltmeisterschaft ist lang. Ich habe noch keinen Sieg in der Formel 1 geschafft, also will ich das ändern. Ich werde aber nicht verzweifelt um diesen Sieg kämpfen. Es ist am wichtigsten, Punkte zu sammeln - Rennen für Rennen."

"Ich habe noch keinen Sieg in der Formel 1 geschafft, ich werde aber nicht verzweifelt um diesen Sieg kämpfen." Sergio Perez

Frage: "Welche sind die Schlüsselpassagen in Malaysia?"
Perez: "Den Kurs selbst mag ich gar nicht so sehr. Ich finde ihn nicht so interessant. Aber das Wetter spielt dort immer eine Rolle, und es das sorgt für tolle Grands Prix. Das ist es, was ich an Malaysia mag - es ist so unberechenbar. Ähnlich wie manchmal hier in Melbourne."

Frage: "Du freust dich also auf den Samstag, wenn es nass werden könnte?"
Perez: "Ich freue mich auf das gesamte Wochenende. Alle sind gespannt, wo sie stehen - im Vergleich zu den anderen. Alles kann an diesem Wochenende passieren."

Frage: Rückblickend war das Qualifying nicht immer deine größte Stärke. Glaubst du, dass deine Form im Qualifying ein Schlüsselfaktor werden kann?"
Perez: "Ja, auf jeden Fall. Das Qualifying ist wichtig, wichtig für die Ausgangsposition am Wochenende. Es ist entscheidend. Da müssen wir auf jeden Fall das Limit ausloten. Wir müssen das Potenzial am Samstag nutzen."